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Die Sinnfrage aus der Logotherapie

Die Frage nach dem Sinn kommt sehr oft dann auf, wenn wir uns in schwierigen oder manchmal auch in ausweglosen Situationen befinden und eine Lösung des Problems nicht in Sicht ist.
Wir wissen heute, dass die Frage nach dem Sinn eine zentrale Frage für jeden Menschen ist. Die wegweisenden Arbeiten von Viktor E. Frankl (1905-1997) haben dieses Thema aus psychotherapeutischer und anthropologischer Sicht sehr gefördert. Viktor E. Frankl schreibt folgendes: „Vor die Frage gestellt, wie solche Sinnfindung möglich sei, gehen wir aus von einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Daseins, wie sie uns nicht selten angeboten wird in der Form der Behauptung, der Sinn des Lebens liege im Leben selbst. Zunächst ist man verführt, diese Aussage für eine Tautologie zu halten und die „Lösung“ des Sinnproblems für eine Scheinlösung. Bei näherem Zusehen ergibt sich jedoch, daß die Gleichsetzung von Lebenssinn und Leben nur eine paradoxe, aber keineswegs eine tautologische Formulierung darstellt. Wenn ich nämlich sage, der Sinn des Lebens sei das Leben selbst, dann meine ich mit dem Wort <Leben> - das in diesem Satze zweimal vorkommt – jedes Mal etwas Anderes: das erste Mal verstehe ich darunter das faktische Leben, das zweite Mal jedoch ein fakultatives Leben; das eine Mal das gegebene Dasein und das andere Mal das Dasein als ein aufgegebenes. Mit anderen Worten: ihrer Paradoxie entkleidet, würde die These vom Leben als dessen eigenem Sinn meinen: Das Facultativum ist der Sinn des Faktums.“[1]
Wichtig war Frankl die Existenz des Menschen zu analysieren. Diesen Prozess definiert er in seinem Buch „Die Psychotherapie in der Praxis“[2] wie folgt: „Existenzanalyse will aber nicht nur eine Analyse der konkreten Person sein, also eine Analyse im ontischen Sinne, sondern auch eine Analyse im ontologischen Sinne, nämlich eine Analyse, eine Explikation, eine Wesensentfaltung des personalen Daseins – wobei von der Selbstentfaltung der personalen Existenz abgesehen wird, wie sie im Medium der Biographie immer schon geschieht.“
Viktor E. Frankl war selber KZ-Häftling in Ausschwitz und er hat die Phasen der Entmenschlichung in einem Buch „...trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ [3] beschrieben. Im Kapitel Die innere Freiheit schreibt er: „Aber nicht nur schöpferisches und genießendes Leben hat einen Sinn, sondern: wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, dann muß auch Leiden einen Sinn haben. Gehört doch das Leiden zum Leben irgendwie dazu – genau so wie das Schicksal und das Sterben. Not und Tod machen das menschliche Dasein erst zu einem Ganzen.“
Und Frankl präzisiert diese Auffassung wie folgt: „ Denn uns ging es längst nicht mehr um die Frage nach dem Sinn des Lebens, wie sie oft in Naivität gestellt wird und nichts weiter meint als die Verwirklichung irgendeines Zieles dadurch, daß wir schaffend etwas hervorbringen. Uns ging es um den Sinn des Lebens als jener Totalität, die auch noch den Tod mit einbegreift und so nicht nur den Sinn von <Leben> gewährleistet, sondern auch den Sinn von Leiden und Sterben: um diesen Sinn haben wir gerungen!“
Übrigens Frankls 32 Bücher sind in 34 Sprachen übersetzt worden – einschließlich chinesisch und japanisch. Die amerikanische Version des als letztes zitiertes Buch, erschien in der amerikanischen Version „Man´s Search for Meaning“ und wurde in mehr als neun Millionen Exemplaren verkauft. In aller Welt wurden ihm 29 Ehrendoktorate verliehen.
___________
[1] Frankl, V.E.; „Der leidenden Mensch – Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie“, Verlag Hans Huber Bern, 2. erw. Auflage, 1984, S. 199
[2] Frankl, V.E.; „Die Psychotherapie in der Praxis“, Franz Deuticke Wien; 4. Auflage, 1982, S.61
[3] Frankl, V.E.; „...trotzdem Ja zum Leben sagen“, Kösel-Verlag München, 5. Auflage, 2013, S. 104, 119

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