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Von der Gerechtigkeit wird viel gesprochen. Viele sind der Meinung, dass es keine Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt. Jene begründen diese Haltung mit der Macht des Stärkeren, also demjenigen, der sich die Dinge, die er begehrt, einfach nimmt. Zum anderen wird auf die Allgegenwart der Ungerechtigkeit verwiesen.
Vielleicht gehört deswegen die Gerechtigkeit zu den vier Kardinaltugenden der Katholiken.[1] Es scheint, als würde dieses Thema alle Menschen betreffen und in Zukunft ein noch gewichtigeres Thema werden.
Hier eine gängige Definition von Gerechtigkeit: „Gerechtigkeit ist das Recht die Ordnung jeder Gesellschaft oder Gemeinschaft, so ist es Aufgabe der Gerechtigkeit, diese Ordnung zu <wahren> und, soweit der bestehende Zustand den Erfordernissen des Gemeinwohls nicht entspricht, eine das Gemeinwohl gewährleistende Ordnung herbeizuführen oder herzustellen. Innerhalb der jeweils bestehenden Ordnung sind die Regeln und Grundsätze, in denen diese Ordnung ihren Ausdruck gefunden hat, einzuhalten: generelle, gesetzliche oder legale Gerechtigkeit. – Das gesellschaftliche Ganze hat seinen Gliedern gegenüber die ihrer Gliedstellung, ihren Fähigkeiten und Kräften gemäß Verteilung von Lasten und Pflichten, aber auch von Ehren und Vorteilen zu wahren: austeilende oder distributive Gerechtigkeit. – Wechselseitig haben die Glieder einander zu gewähren, was jedem von Rechts wegen zusteht; ein Hauptanwendungsfall ist die Wahrung der Gleichwertigkeit (Äquivalenz) von Leistung und Gegenleistung, also die Gewähr des Gleichwertes im wirtschaftlichen (Tausch-) Verkehr; daher die Bezeichnung dieser Gerechtigkeit als ausgleichende (kommutative), Tausch- oder Verkehrs-Gerechtigkeit... Tatsächlich ist die bestehende Ordnung niemals ganz so, wie sie sein sollte; um reiner und vollkommener Ausdruck des Rechtes und damit <Ordnung> im Vollsinn des Wortes zu sein, bedarf es ständiger Nachbesserung und Anpassung an veränderte tatsächliche Gegebenheiten: Normen, die einmal reiner Ausdruck eines Rechtsgedankens waren, können unter veränderten Umständen sinnwidrig, gemeinschädlich, im höchsten Grade rechtswidrig werden... Dem Wohl des Ganzen frommt nur eine organische Fortbildung; das Streben danach und die Bereitwilligkeit dazu machen die Gemeinwohl-Gerechtigkeit (soziale Gerechtigkeit) aus, so genannt, weil sie ihre verpflichtende Kraft nicht aus positiver Anordnung, sondern unmittelbar aus dem Gemeinwohl schöpft.“[2]
Insbesondere werden folgende drei Gerechtigkeitsbereiche von Bedeutung sein, die für die künftige Gesellschaftsentwicklung in Europa und darüber hinaus existenziell sein werden:
- Gerechtigkeit als Motor für die Ordnung des Gemeinwesens und zur Entwicklung moderner demokratischer Republiken
- Gerechtigkeit als eine der Voraussetzungen zum Abbau atomarer Macht
- Gerechtigkeit als eine Orientierung für eine humanere Entwicklung der Weltbevölkerung. Zur Zeit Christis Geburt gab es weniger als 200 Millionen Menschen auf der Erde. Im Jahr 1650 waren es rund eine halbe Milliarde. Bis zum Jahr 1900 hatte sich die Bevölkerungszahl bereits verdreifacht auf 1,6 Milliarden. Bereits 1965 war eine Verdoppelung auf 3,3 Milliarden erreicht. Im Jahr 2030 werden wir eine Bevölkerungsexplosion auf 8,32 Milliarden Menschen verzeichnen können.
Zur Lösung allein dieses Problems müssen tragfähige Konzepte entwickelt und umgesetzt werden.
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[1] Vgl. Benedictus PP XVI (Hrsg.), „Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche“, Pattloch Verlag GmbH & Co. KG, München, 2005, S 241
[2] vgl. Brugger, W., „Philosophisches Wörterbuch“, Verlag Herder-Freiburg-Basel-Wien, 15. Auflage, 1978, S. 132-133

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