Wenn wir über die Verteilung von Gütern auf dieser Erde nachdenken, so dreht sich letztendlich alles um die Frage: „Wie viel sollten oder müssten wir haben, um zu sein?“ Diese Frage muss von jedem Menschen beantwortet werden und ein jeder muss wissen, dass er gleichzeitig zum Gemeinwohl verpflichtet ist.
In den modernen Gesellschaften ist es eigentlich schon lange nicht mehr das erstrebenswerte Ziel, Millionär zu sein. Heute zählt man besser zu den Milliardären dieser Welt. Auf die Frage, warum wir das, was wir haben, nicht gerechter verteilen können, wird es wohl immer eine Vielzahl von Antworten geben. In der Menschheitsgeschichte wurden seit jeher darüber Kriege geführt oder es wurde der Versuch unternommen, eine bestimmte Ideologie durchzusetzen.
Erich Fromm (1900-1980), Psychoanalytiker und Sozialphilosoph, schrieb vier Jahre vor seinem Tod eines seiner berühmtesten und bedeutendsten Bücher mit dem Titel Haben oder Sein.[1] Dieses Buch ist eine empirische, psychologische und gesellschaftliche Analyse der beiden Existenzweisen.
Unter der Überschrift „Das Ende einer Illusion“ schreibt Erich Fromm: „Die große Verheißung unbegrenzten Fortschritts – die Aussicht auf Unterwerfung der Natur auf materiellen Überfluss, auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl und auf uneingeschränkte persönliche Freiheit – das war es, was die Hoffnung und den Glauben von Generationen seit Beginn des Industriezeitalters aufrechterhielt. Zwar hatte die menschliche Zivilisation mit der aktiven Beherrschung der Natur durch den Menschen begonnen, aber dieser Herrschaft waren bis zum Beginn des Industriezeitalters Grenzen gesetzt. Von der Ersetzung der menschlichen und tierischen Körperkraft durch mechanische und später nukleare Energie bis zur Ablösung des menschlichen Verstandes durch den Computer bestärkte uns der industrielle Fortschritt in dem Glauben, auf dem Weg zu unbegrenzter Produktion und damit auch zu unbegrenztem Konsum zu sein, durch die Technik allmächtig und durch die Wissenschaft allwissend zu werden. Wir waren im Begriff, Götter zu werden, mächtige Wesen, die eine zweite Welt erschaffen konnten, wobei uns die Natur nur die Bausteine für unsere neue Schöpfung zu liefern brauchte.“[2]
In den vergangenen 30 Jahren hat sich diese Vorstellung doch relativiert und wir wissen sehr wohl, wo unsere Grenzen liegen. Wir wissen, dass unsere Rohstoffe nicht unendlich sind und wir haben mittlerweile auch zur Kenntnis genommen, dass auch die sogenannten Schwellenländer ihre Lebensbedingungen verbessern wollen – oder besser – müssen. Die Erwartungen nach materieller Versorgung und nach gutem Leben, nach Gerechtigkeit und Freiheit werden letztlich über Krieg und Frieden entscheiden. Die Kriege im Nahen Osten sind bereits Realität geworden. Die Not im Irak, in Syrien und die Folgen der ISIS-Überfälle haben eine Völkerwanderung nach Europa ausgelöst. Riesige Flüchtlingslager sind in Libyen entstanden. Mehr als 1,5 Millionen Menschen fliehen aus ihren Ländern, weil sie Angst haben ermordet zu werden. Tausende von Flüchtlingen ertrinken im Mittelmeer und EUROPA sieht zu und verschließt die Augen. Israel bringt keinen Frieden mit den Palästinensern zustande. Auch der Krieg in der Ukraine dauert schon viel zu lange.
Humanitäres Handeln wird von vielen Menschen erwartet und gefordert!
EUROPA handelt zögerlich und versucht zur Tagesordnung überzugehen. Wo bleibt die Solidarität und unsere viel zitierte Menschenliebe?
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[1] Fromm, E.; Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft; Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 38. Auflage, 2011
[2] ebd, S.11-13
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Der Haben-oder-Sein-Modus
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